Am 01. Juli hatte ich die Gelegenheit, mit meiner Mutter und ein paar guten Freunden aus dem Dorfbild Elze eine Fahrradtour nach Schwarmstedt zu machen. Wohin es ging, war mir nicht sofort klar. Es wurde mir nur „klingendes Museum“ zugemurmelt. Anderthalb Stunden, zwei Kekse und drei Wälder später kommen wir eine halbe Stunde früher als geplant an und es gibt erstmal ein paar Schluck Wasser und ein Brötchen. „Harry’s klingendes Museum“, so kündigt sich das hübsche kleine Häuschen vor meiner Nase an.
Nach besagter halben Stunde werden wir freundlich von dem Inhaber und Schöpfer des Museums, Harry Natuschka, hereingebeten.Wir befinden uns in einem kleinen Flur. Unscheinbar zunächst, wenn man in dem Haus eines sammelfreudigen Mannes zu Besuch wäre. Bei zweitem Hinsehen stellt man aber fest, dass die Sammlung kleine und große Spieluhren, historische Spielautomaten und Figuren mit integriertem Spielwerk beinhaltet.
Wärmstens empfängt uns Harry und fängt an, zu erzählen.
Zu jedem seiner Sammlungsstücke hat er eine interessante Geschichte oder Anmerkung hinzuzufügen. Er erklärt uns alles, was man zur Historie, zur Mechanik, Funktion oder Art und Zeit seines Findens dieses Exponats wissen sollte. Darauf folgt die Demonstration des jeweiligen Ausstellungsstücks. Gleich zu Beginn der Führung springt mir eine fast lebensgroße Figur zu meiner Linken ins Auge. Sie hat eine Mütze auf dem Kopf und eine Flöte in den Händen. Nur wenige Minuten später erfahre ich von Harry, dass er an dem Stück schon länger arbeitet und…
Moment, habe ich das richtig verstanden? Er bearbeitet diese Instrumente auch selbst?
Tatsächlich. Harry hat seine Museumsstücke renoviert oder erweitert und verbessert. Er erklärt, wie schwierig es ist, eine Mechanik zu erbauen, welche vom Brustkorb der Figur (in dem auch der Antrieb der Musik sitzen soll) durch Ober- und Unterarm, in die Hand und bis hin zu den Fingern geht. Alle Gelenke sollen sich individuell bewegen. Ja, auch alle drei in jedem der 10 Fingern. Sein Ziel ist es, am Ende die Puppe so aussehen zu lassen, als würde sie in Wirklichkeit die Flöte spielen. Ein wahrhaftig faszinierendes Werk!
Einen kurzen Moment später winkt er unsere Blicke zu einem kleinen, bildähnlichen, hübsch verzierten Kästchen. Hinter einer dünnen Glasscheibe erkenne ich mehrere Schichten von einzelnen Figuren, Landschaften und Bauten. Nach kurzer Präsentation der Spieluhr und dem Inhalt des Bildes dreht Harry an einem Rädchen und drückt einen Knopf an der Seite des Kästchens.
Was folgt ist eine süßliche, an die Kindheit erinnernde Glockenmelodie. Ein kleines Boot in der Mitte des Bilds fängt an, sich langsam auf den Wellen des Flusses zu bewegen. Es schießen mir die Tränen in die Augen und ich fange an, breit zu grinsen.
Es folgen unzählige verschiedenste selbstspielende Instrumente. Die für mich persönlich größten Highlights waren ein selbstspielendes Klavier, ein kleiner Bär, welcher sich eigenständig Wasser in einen Becher füllt und es trinkt, ein Akrobat auf einer Leiter und ein großes Symphonium welches mit Lochplatten ausgestattet ist. Zum Ende der anderthalbstündigen Führung kommen wir zu einem finalen Kracher: eine bunte schrankgroße Musikbox inklusive Schlagzeug und allem, was einem nur so die Ohren wegbläst.
Freudig fangen wir an zu klatschen, und bedanken uns bei Harry für die inspirierende und aufregende Tour durch sein klingendes Museum. Einige verewigen sich noch in seinem Gästebuch und dann heißt es „Adé und auf ein musikalisches Wiedersehen“.
Nach einem Stopp beim Eisladen fängt es an zu schütten, was aber keinem von uns das Lächeln aus dem Gesicht nimmt, welches Harry uns mit seiner Kunst gegeben hat.
Leandra Constantinescu (16 Jahre)